Bisherige Produktionen
 

1998 - 'Das Gewürzkrämer-kleeblatt'

1998 - Gewürzkrämerkleeblatt

„Das Gewürzkrämerkleeblatt"
oder „Die unschuldigen Schuldigen" Posse mit Gesang in drei Akten von Johann Nepomuk Nestroy

Die Herren Baumöl, Schwefel und Zichori - sämtlich Endvierziger, wohlsituierter Mittelstand, betreiben jeweils einen Gewürzhandel.
Sie verbindet untereinander eine echte Männerfreundschaft und.......
das Mißtrauen gegenüber den Gattinnen der beiden Freunde; Mißtrauen in Sachen ehelicher Treue. Von der absoluten Ergebenheit der eigenen Gattin überzeugt, nagt in ihnen der Zweifel, ob der Freunde Ehefrauen der Ehe höchste Tugend beherzigen.
Genährt - ja nahezu bestätigt werden der „Biedermänner" Ahnungen, als Baumöl einen zweiten Gesellen -Viktor- einstellt. Dieser flapsige junge Mann, der Damenherzen höher schlagen läßt, hat die Stellung nur angenommen, um in der Nähe eines geliebten Mädchens zu sein. Er weiß zwar nur, daß sie am selbigen Orte weilt, sucht sie jedoch vergeblich, bis der Zufall und sein Freund Peter -ebenfalls Angestellter bei Baumöl- ihm zu Hilfe kommen.
Indes ist Madame Baumöl restlos begeistert von ihrem neuen Untergebenen und macht aus ihrer Sympathie keinen Hehl. Der gute Gatte bemerkt nichts, aber die Freunde..............
„Der Viktor muß sofort aus Baumöls Haus!"
Schwefel will Fürchterliches verhindern und verschachert Viktor wie eine Ware an den Freund Zichori, dessen Gattin, eine „Dame" mit musikalischen Ambitionen, geradezu entzückt ist von der neuen Gesellschaft im Hause.
Keinen Flirt auslassend, erobert Viktor natürlich durch Schwindeleien das Herz Madame Zichoris. Auch diese Dame zeigt sich nicht abgeneigt, und auch ihr Ehemann ahnt nichts. Die Freunde Baumöl und Schwefel sehen und ahnen..........
Zu Simonitag unterliegt dann die dritte Frau -Madame Schwefel- dem Charme des Viktor. Und wieder ahnen die Freunde, nun Baumöl und Zichori, und.........sehen, und..............handeln!
Und der Ehemann ahnt nichts.

Ausstattung ist das A und 0

Vom 07.06.98 - LZ am Sonntag

Taunusbühne bereitet Premiere einer Biedermeier-Komödie vor

Hohenstein (itz) - Aufgeregt suchen Akteure nach ihrem Kostüm, dazwischen Damen mit Biedermeier-Frisuren, die mit ihren überbreiten Röcken nur schwerlich vorankommen, und Techniker und Handwerker legen im Hintergrund letzte Hand an Technik und Bühnenbild. Ein modernes Theaterstück?
Weit gefehlt - vielmehr Begleitumstände der öffentlichen Probe der Taunusbühne für das Stück „Das Gewürzkrämerkleeblatt" oder „Die unschuldigen Schuldigen" von Johann Nepomuk Nestroy, das am kommenden Freitag, um 20.30 Uhr auf der Freilichtbühne auf Burg Hohenstein Premiere hat. Die Akteure der Taunusbühne, die seit 1962 mit ihren Inszenierungen das Publikum in der hiesigen Regjon begeistern, proben schon seit Januar für diese Posse mit Gesang in drei Akten. Regisseur Michael Möbs mußte neben den üblichen Proben mit den Akteuren Manuela Reinkens, Günter Soukup und Uwe Hangen auch deren Gesangsdarbietungen üben.

Die Schauspieler vom Gewürzkrämerkleeblatt 
v.l.n.r Sven Thiele, Saskia Reis, Uwe Hangen, Manuela Reinkens,
Frank Baumgart, Alyssa Huse, Thomas Kremer, Sammy Soukup
Die Schauspieler vom Gewürzkrämerkleeblatt
v.l.n.r Sven Thiele, Saskia Reis, Uwe Hangen, Manuela Reinkens,
Frank Baumgart, Alyssa Huse, Thomas Kremer, Sammy Soukup


Darüber hinaus fertigen die Laienschauspieler auch die aufwendigen Kostüme und das Bühnenbild selbst. „Das A und 0 eines Biedermeierstücks ist die Ausstattung'', erklärte der Regisseur der LZ. Hiltrud Feil, die als Maskenbildnerin beim ZDF tätig ist, erklärte sich bereit, die Akteure stilecht zu schminken.
Hauptdarsteller in der Verwechslungskomödie sind die Gewürzhändler Baumöl (Günter Soukup), Schwefel (Sven Thiele) und Zichori (Uwe Hangen), sämtlich Endvierziger. Sie verbindet echte Männerfreundschaft... und das Mißtrauen in Sachen ehelicher Treue gegenüber den Gattinnen der beiden Freunde. Vor der absoluten Ergebenheit der eigenen Gattin überzeugt, nagt in ihnen der Zweifel, ob der Freunde Ehefrauen der Ehe höchste Tugend beherzigen. Dieses Mißtrauen wird genährt durch Baumöls neuen Gesellen Viktor (Frank Baumgart), dem die Herzen der Damen wie von selbst zufliegen. Natürlich flirten auch die Damen Baumöl, Zichori und Schwefel (Alyssa Huse, Manuela Reinkens und Saskia Reis) allesamt auf Teufel komm raus mit dem hübschen Jüngling. Viktor hat die Stellung jedoch nur angenommen, um in der Nähe eines geliebten Mädchens zu sein, das er nur einmal kurz gesehen hat.

Bei der Probe am Freitag klappte noch nicht alles reibungslos, so daß Regisseur Michael Möbs häufiger mit klaren Anweisungen ins Geschehen eingreifen mußte und sogar manche Szene wiederholen ließ. Aber wie heißt es doch so schön: „Wenn in der Generalprobe nicht alles klappt, klappt es bei der Premiere um so besser."

Karten gibt es in den Filialen der Wiesbadener Volksbank in Bad Schwalbach und Breithardt in den Filialen der VR-Bank Untertaunus in Bleidenstadt und Wehen sowie im Ticket-Service Kaufhof „Galeria" in Wiesbaden.

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Die Weiblichkeit begehrte den Kommis, das Publikum Decken und heißen Wein

Vom 14.06.98 - LZ am Sonntag

Wetter war einziger Wermutstropfen bei Premiere der Taunusbühne

Bad Schwalbach (itz)
Decken und heißer Apfelwein waren äußerst begehrt bei der Premiere der Taunusbühne am Freitagabend im Freilichttheater auf Burg Hohenstein.

Auf dem Spielplan stand die Posse „Das Gewürzkrämer Kleeblatt" von Johann Nepomuk Nestroy. Das kühle Wetter blieb indes bei der Premiere vor rund 250 Zuschauern der einzige Wermutstropfen in einer rundum gelungenen Aufführung. Als die erste Vorsitzende Brigitte Müller die Premierengäste zum neuen „Sommerstück" begrüßte, erntete sie den ersten Lacher des Abends, dem während des Stücks viele weitere folgen sollten. Ihr besonderer Gruß galt dem Schirmherrn, Bürgermeister Günter Janisch, der in Begleitung der Schwalbenkönigin Kerstin II. gekommen war. Der Schirmherr, dem später angesichts des unbeständigen Wetters tatsächlich ein Schirm überreicht wurde, unterstrich, daß die Taunusbühne in mehr als drei Jahrzehnten deutlich an Profil gewonnen habe und ein reichhaltiges Programm zu bieten habe. Für diese Spielzeit hatte Regisseur Michael Möbs „Das Gewürzkrämer-Kleeblatt" ausgewählt. Nestroy, der erfolgreichste Autor des Wiener Volkstheaters in der Mitte des 19. Jahrhunderts, verstand es glänzend, Typen zu charakterisieren.

Szenenfoto aus "Das Gewürzkrämekleeblatt" - v.l.n.r. Thomas Kremer, Frank Baumgart, Sammy Soukup, Sven Thiele, Uwe Hangen, Alyssa Huse, Manuela Reinkens
Szenenfoto aus "Das Gewürzkrämekleeblatt"
v.l.n.r. Thomas Kremer, Frank Baumgart, Sammy Soukup, Sven Thiele,
Uwe Hangen, Alyssa Huse, Manuela Reinkens

Hauptdarsteller in der Posse mit Gesang sind die Endvierziger Baumöl (Günter Soukup), Schwefel (Sven Thiele) und Zichori (Uwe Hangen), die eine echte Männerfreundschaft verbindet. Für Irrungen und Wirrungen sorgt immer wieder Baumöls neuer Kommis Viktor (Frank Baumgart), der von der holden Weiblichkeit heiß begehrt wird.

Regisseur Michael Möbs hielt es bei der Premiere nicht auf dem Platz. In der Manier eines Fußballtrainers stand er zwar nicht an der Außenlinie, sondern am Rand des Zuschauerraums. „Einige Kleinigkeiten könnten noch besser sein", so Möbs später zur LZ, „aber das wird sicher in den nächsten Aufführungen". Für Nervosität gab es auch keinen Grund, denn das Ensemble brachte die Posse - im wahrsten Sinne des Wortes - gut über die Bühne. Das Publikum, das immer wieder zu Lachsalven hingerissen wurde, spendete den Akteuren den schönsten Lohn - nämlich Applaus.

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Von Liebe und Argwohn im Biedermeier

Vom 15.06.1998 - Rhein Main Presse

Johann Nestroys Posse „Das Gewürzkrämerkleeblatt" bei der Taunusbühne auf Burg Hohenstein

le. - Ein Standbild auf der Bühne: Der ansehnliche Jüngling und die ihn umgebende holde Weiblichkeit verharren für einen kurzen Moment in ihrer Pose. Rundherum stehen Körbe voll frischen Gemüses und Fässer mit allerhand Köstlichkeiten, der hölzerne Verkaufstisch macht die Atmosphäre des „Baumöl'schen Gewürzladens" perfekt.
Erst als das über der Bühne auf einem kleinen Balkon placierte Quartett seine ersten Noten spielt, lösen sich die Akteure aus ihrer Starre. Hektisches Geschnatter und eiliges Hin- und Herlaufen setzen ein, in der „Spezerei" herrscht Hochbetrieb.
Mit Johann Nestroys „Gewürzkrämerkleeblatt" unternimmt die Taunusbühne in diesem Jahr eine Zeitreise ins Biedermeier. Schwingende Reifröcke, hochgesteckte Korkenzieherlocken und buschige Backenbärte machen aus der Posse mit Gesang in drei Akten ein Erlebnis, das für Augen und Lachmuskeln gleichermaßen allerhand zu bieten hat. Die Geschichte ist denkbar einfach und natürlich durch zahlreiche Irrungen und Wirrungen geprägt. Meisterliche Wortspiele, beißende Ironie und vergnügliche Situationskomik sind hier ebenso am Platz, wie eine gehörige Portion Gesellschaftskritik.

Die Schauspieler vom Gewürzkrämerkleeblatt - v.l.n.r Thomas Kremer, Uwe Hangen, Saskia Reis, Sammy Soukup, Alyssa Huse, Manuela Reinkens, Sven Thiele
Die Schauspieler vom Gewürzkrämerkleeblatt
v.l.n.r Thomas Kremer, Uwe Hangen, Saskia Reis, Sammy Soukup,
Alyssa Huse, Manuela Reinkens, Sven Thiele

So geriet die Posse um die drei gutsituierten Gewürzhändler in den besten Jahren, deren bedeutend jüngere Gattinnen und den begehrten und spitzbübischen Gesellen Viktor bereits am Premierenabend auf Burg Hohenstein zum vollen Publikumserfolg. Die große Fangemeinde der Taunusbühne konnte dabei selbst von widrigen Witterungsbedingungen und niedrigen Temperaturen nicht geschreckt werden.

Mit wärmenden Decken ausgestattet und in den Pausen bei heißem Apfelwein der Kälte trotzend, ließen sich die Zuschauer das muntere Theatervergnügen unter freiem Himmel nicht nehmen. Da waren dann auch etwaige gesangliche Schwächen und der stete Wechsel zwischen dem von Nestroy gewählten „Wiener Schmäh" und dialektalen Einfärbungen des hessischen Raumes eher eine weitere Bereicherung des Stückes als Unzulänglichkeit.

Liebe und Argwohn standen bei den drei Gewürzkrämern Baumöl, Schwefel und Zichori im Mittelpunkt. Von der Treue der eigenen Gattin überzeugt, mutmaßte doch ein Jeder von ihnen, die Frauen der beiden Freunde könnten es mit der ehelichen Tugend weniger genau nehmen. Reichlich Anlaß zu dieser Vermutung gab der Geselle Viktor (Frank Baumgart), der in allen Damen zwar stets nur die Ähnlichkeit zu seiner geliebten Luise (Sabine Müller) suchte (und fand), ihnen dabei aber dennoch gewaltig den Kopf verdrehte.

Zudem wahrten die Damen (Alyssa Huse, Manuela Reinkens und Saskia Ries) allesamt ein Geheimnis aus vorehelichen Zeiten, um dessen Entdeckung sie nach dem Auftauchen Viktors fürchteten. Doch wäre es viel zu einfach und bei weitem nicht so amüsant gewesen, hätten die drei Gewürzkrämer einander direkt mit ihren Mutmaßungen konfrontiert. So beschränkten sie sich darauf, hinter dem Rücken des anderen Fäden zu ziehen, um den angeblich gehörnten Freund nicht in Verlegenheit zu bringen. Urkomische Verwicklungen und Gespräche waren die Folge und Günter Soukup, Uwe Hangen und Sven Thiele stellten als Baumöl, Zichori und Schwefel wahrhaft komödiantisches Können unter Beweis. Gegenüber den Freunden stets andere Worte wählend als ihnen eigentlich im Sinn waren, konnte das Publikum als begeisterter Mitwisser Anteil an der Gedankenwelt der drei Gewürzhändler nehmen. Und am Ende blieb neben dem wohlverdienten Applaus die Gewißheit, daß auch die Unschuldigen Schuldige sein können.

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