Bisherige Produktionen
 

1989 - Die kleine Hexe, die nicht Böse sein konnte

Aar-Bote vom 28.11.1989

Rosmarin bezauberte die Kinder
Gelungene Premiere der „Kleinen Hexe" bei der Bad Schwalbacher Taunusbühne
cl. BAD SCHWALBACH - Brechend voll war die Turnhalle von Bad Schwalbach, als die „Kleine Hexe, die nicht böse sein konnte", sich zum ersten Mal vorstellte. Eine sehr schöne Geschichte ist diese Märchenkomödie in drei Akten von der Brasilianerin Maria Clara Machado, die die Taunusbühne präsentiert.
Rosmarin ist eine kleine Hexe in einem großen Wald, in dem Elfen unsichtbar umherschweben, Holzfäller ihrer Arbeit nachgehen, Kinder spielen. Rosmarin ist lieb, aber Hexen müssen — eigentlich — böse sein. Seine Erhabene Niedertracht, der böse Hexenmeister und Zauberer Otterngift, möchte alles Schöne und Gute aus dem Wald vertreiben. Die Chefhexe, die die Lehrerin aller kleinen Hexen ist, hilft ihm dabei. Bei ihr lernen die kleinen Hexen, wie man richtig bösartig ist.
Rosmarin ist gar keine gute Schülerin, denn sie kann nicht böse sein. So wird sie im Pechturm eingesperrt, „bis daß sie alt und grau ist", und den tollen Raketen-Besenstiel wird sie nie gewinnen, denn den bekommt nur die böseste Hexe.
Doch würde Rosmarin so gern einmal mit dem Raketen-Besenstiel hoch durch die Luft sausen. Zum Glück hat sie einen Freund, Peter, den Holzfäller. Er hilft ihr, aus dem Pechturm herauszugehen und vernichtet alle bösen Hexen mit dem magischen Ton seiner Flöte.

1989 - Die kleine Hexe, die nicht Böse sein konnte


Sehr lebendig ist die Version der Taunusbühne: Grinsen, grelle Stimmen, Gesänge, Tänze fehlen nicht. Peter hackt wirklich sein Holz auf der Bühne. Durch eine reichliche Bühnen- und Kostümausstattung eroberte die Taunusbühne das Publikum. Schöne Ideen liegen ihrer Inszenierung zugrunde. Der tolle Raketen-Besenstiel ist mit seiner futuristischen Sirene ein richtiger Erfolg. Und durch einen stroboskopischen Lichteffekt sieht der Hexentanz wirklich hexerisch aus.
Aber am schönsten gelang es der Taunus-Bühne, das Publikum, die Kinder an dem Stück teilnehmen zu lassen. Ob auf der Bühne oder im Saal spielten die Kinder mit. Peter spielt Gitarre und fordert sie auf, mitzusingen. Rosmarin fragte sie, was sie tun soll. Und die Kinder
gaben ihre Antworten, Ratschläge und warnten die zwei lieben Figuren vor den bösen Hexen.
So erreichte Dagmar Stoltenow-Müller, die Spielleiterin, ihr Ziel. Selbst Schauspielerin in der Amateurtruppe Taunus-Bühne inszenierte sie zum ersten Mal selbst ein Märchen. Sie entschied sich für „die kleine Hexe", weil sie weg wollte vom Märchen-Klischee: keine Fee, keinen Prinz, keinen Wachkuß. „Die kleine Hexe" stellt ein Gleichmaß von Bosheit und Liebe dar und bleibt in dieser Hinsicht nur ein Traum.

1989 - Die kleine Hexe, die nicht Böse sein konnte


Schön und wirksam ist Dagmar Stoltenow-Müllers Ergebnis. Besonders wenn man die Schwierigkeiten kennt, die im Laufe der vier Monate langen Probe aufgetaucht sind. Zwar bekommt die Taunus-Bühne finanzielle Unterstützung vom Land und von der Stadt, aber in Bad Schwalbach steht kein Proberaum zur Verfügung. Noch weitere Aufführungen bietet die Taunus-Bühne in der Turnhalle. Und nach jeder muß sie schnell alles abbauen, um die gewöhnlichen sportlichen Veranstaltungen nicht zu stören.