Bisherige Produktionen
 

1992 - 'Die drei Musketiere'

1992 - Die drei Musketiere

 

1992 - Die drei Musketiere

D'Artagnan gegen den intriganten Kardinal

Die Taunusbühne Bad Schwalbach begeistert auf Burg Hohenstein mit dem Freilichtspiel „Die drei Musketiere"

Vom 10.08.1992 - Aar Bote

aja. — Ein wunderschöner Abend, windstill, warm, aber nicht schwül — was will man da als Mitwirkender oder Besucher eines Freilichttheaters mehr? Solchermaßen von den äußeren Umständen verwöhnt, konnte auf der romantischen Felsenbühne der Burgruine Hohenstein ja kaum noch etwas schiefgehen — zumal man sich als diesjähriges Stück „Die drei Musketiere" nach Alexandre Dumas d. Ä. ausgesucht hatte.
Aus zahlreichen Verfilmungen ist der Stoff — die Geschichte des jungen d'Artagnan, der sich den königlichen Musketieren anschließen will und dabei mitten in die Machtkämpfe und Intrigen zwischen Ludwig XIII und Kardinal Richelieu gerät — hinreichend bekannt. Für die Hohensteiner Fassung hatten sich Sieglinde Hüsam und Rosemarie Haas des Romans und der Bühnenversion von Axel Plogstedt angenommen und sie den Gegebenheiten der Taunusbühne angepaßt.
Nach Begrüßung durch die Vorsitzende der Taunusbühne, Barbara Zorn — es hatte sich eine Menge Prominenz aus der lokalen Politik und Wirtschaft eingefunden — und einem freundlichen Grußwort der Schirmherrin Dr. Fugmann-Heesing ging es dann los. Vom ersten Moment an merkte man dem hochmotivierten Ensemble den Enthusiasmus und die Akribie an, mit der das Stück in monatelanger Probenarbeit vorbereitet worden war.

1992 - Die drei Musketiere - Aramis (Bernhard Zorn), d´Artagnan (Uwe Hangen), Porthos (Ernst Dupré) und Athos (Kurt Zander)
1992 - Die drei Musketiere -
Aramis (Bernhard Zorn), d´Artagnan (Uwe Hangen),
Porthos (Ernst Dupré) und Athos (Kurt Zander)


Die pittoreske Bühne war so recht geeignet für die verschiedenen Szenen des Stückes — ob sie nun außen oder innen spielten. Teilweise wurde der gesamte Burghof als Spielstätte ausgenutzt und das Publikum mußte die Köpfe schon mal nach links oder nach hinten drehen, um alles mitzubekommen. Erstaunlich wenige Requisiten schufen dennoch ein Maximum an Atmosphäre. Ein dickes Extralob geht noch einmal an Sieglinde Hüsam in ihrer Eigenschaft als Kostümbildnerin — selten sieht man an einer Laienbühne solch prächtige, mit Liebe zum Detail angefertigte historische Kleidung. Diese, wie auch die Maske, ließ die Schauspieler/innen wirklich professionell wirken.
Auch die schauspielerischen Leistungen konnten sich sehen lassen — für sogenanntes „Amateur-Theater" wirklich  ausgezeichnet.  Alle können hier nicht erwähnt werden — besondere Beachtung verdienten aber auf jeden Fall Uwe Hangen in der Hauptrolle (das heimatliche Idiom nicht verleugnend — aber es paßte!), die drei Musketiere Kurt Zander, Ernst Dupre und Bernhard Zorn (glänzend einstudierte Fechtszenen!), Dagmar Stoltenow-Müller als Mylady Winter und die kleine, pfiffige „Erzählerin" Cordula  Hüsam. Aber auch alle anderen spielten ihre Rollen mit Witz und Verve — und selbst in den kleinsten Nebenrollen waren Charakterköpfe aller Art zu sehen.
Da fielen die kleinen Pannen, wie sie nun einmal bei jeder Aufführung dieser Art vorkommen, wirklich nicht ins Gewicht. Daß die Tonbandmusik durch die Hitze etwas verlangsamt und verzerrt wurde — wer will das rügen. Und wenn im Eifer des Gefechts schon mal ein Schnurrbärtchen verrutscht — was macht das aus an so einem schönen Abend, an dem sogar der Schrei eines Käuzchens und das Zirpen der Grillen (und der Digitaluhren...) mit dazuzugehören schienen. Und einmal flog sogar eine leibhaftige Fledermaus quer über die Bühne.
 
Ein rundum gelungenes, leichtes, sehr unterhaltsames Theatervergnügen also, zu dem man die „Taunusbühne" nur beglückwünschen kann. Wenn das Wetter weiterhin so mitspielt, ist der Erfolg vorprogrammiert.
Die Aufführungen der „Drei Musketiere" sind bis auf wenige Einzelkarten so gut wie ausverkauft. Lediglich für die Mittwochsvorstellungen am 12. und 26. August gibt es noch je etwa 30 Karten — auch in vorderen Reihen — an den Abendkassen. Am Sonntag, 23. August 1992 bietet die Taunusbühne um 17 Uhr eine zusätzliche Vorstellung an. Karten hierfür sind nur an der Abendkasse oder durch telefonische Reservierung unter der Rufnummer (0 61 28) 4 55 25 erhältlich.

nach oben

 
Tapferkeit und Amouren

„Die drei Musketiere"

Vom 12.08.1992 - Wiesbadener Kurier

Nun hat auch der Untertaunus — wieder — seine Festspiele. Der Kreis zwischen Grünen Hügeln nahe des Aartals und romantischen Weinbergen am Rhein besteht schließlich nicht nur aus dem Rheingau. Besonders bemerkenswert auch, beim Auftakt der Freilichttheater-Saison auf der Burg Hohenstein, daß hier bravouröse und zugkräftige Leistungen anrührend-spannender Art durch Amateure erreicht werden, nämlich die „Taunusbühne'' Bad Schwalbach. Das Mantel-und-Degen-Stück „Die drei Musketiere“ von Vielschreiber Alexandre Dumas dem Älteren (1802 bis 1870) ist nicht nur von den Jugenderinnerungen mancher Besucher her, sondern auch durch Verfilmungen dieses Spiels um kämpferische Männer, schöne Frauen und klerikal-politische Verstrickungen ein vorbestimmter „Renner". Dabei aber keineswegs ein Selbstläufer.
Davon zeugt die engagierte Arbeit von Rosemarie Haas und Sieglinde Hüsam, die auf der literarischen Vorlage von Dumas und der Dramatisierung durch Axel Plogstedt mit viel Nachforschen und Engagement eine wirkungsvolle und geradezu mitreißende szenische Fassung mit modernen Bezügen und eigenständigen Qualitäten gemacht haben. Bei der Premiere in dem romantischen Gemäuer hoch über dem Aartal wurde inmitten der über 800 Jahre alten Burg vor dem natürlichen Bühnenbild zwischen Felsen und Zinnen die Zeit mittelalterlich-höfischen Zeremoniells und Intrigantentums geradezu lebendig. Der Burghof der einstigen Grafen von Ellenbogen — durch ein geräumiges Zeltdach ist eine kontinuierliche Spielzeit und damit das Aufbringen der hohen Produktionskosten gesichert — verwandelt sich gleichsam in eine Arena für tapfere Aktivitäten und amouröse Abenteuer rund um einen Ausschnitt in Frankreich angesiedelter Weltgeschichte.
Spontaner Szenen-Applaus und natürlich langanhaltender Schlußbeifall belohnten eine rundum gelungene Gesamtleistung unter Leitung der engagierten Vorsitzenden Barbara Zorn. An diesem Abend stimmte alles. Bis auf den unglücklichen Techniker Rainer Pfeiffer, der sich in einer improvisierten Hütte bei Sauna-Temperaturen mit zerdehnten Bändern für die eingespielte Musik quälen mußte. Nicht zuletzt durch die hautnahen Reaktionen des mitgehenden Publikums steigerte sich die Spielfreude des großen Ensembles — von Kindern bis zum 76jährigen Gerhard Huiffner — von Szene zu Szene. Clou des Ganzen in dem geradezu kriminalistisch-politischen Stück mit Kolportage-Elementen waren die langwierig (und ohne Verletzungen!) einstudierten Fecht- und Tanzszenen unter Leitung von Ramon Rivera.
Uwe Hangen gab im Schweiße seines Angesichts bravourös den um schöne Frauen und für Gerechtigkeit kämpfenden d'Artagnan. Bernhard Zorn, schon seit 100 Vorstellungen der „Taunusbühne" dabei, vervollständigte mit dem bukolischen Porthos (Ernst Dupre) und Athos (durch den Pfarrer Kurt Zander dargestellt) die auf ein Quartett erweiterten „Drei Musketiere".
Besonders intensiv das Spiel der erfahrenen Akteure Horst Seumel als Hauptmann de Treville und Hans Haas als Kardinal, mit weltlichen Ambitionen ohne zölibatären Anstrich. Dagmar Stoltenow-Müller überzeugte als unheilschwangere Mylady Winter ebenso wie Petra Enders als liebreizende Constanze und Marianne Neuendorf in der Rolle der Königin. Dazu wären noch Karlheinz Stefan Fischer als eine Art Django (Graf Rochefort) zu nennen, und Karlheiz Krusen als souveräner Herzog von Buckingham.
Durch die fast ständige Präsenz des Ensembles gab es keine eigentlichen Nebenrollen. Verblüffend Niveau und Effekte der bearbeiteten Dialoge, voller Esprit, mit historischen und zeitgemäßen Bezügen. Aus Sieglinde Husarns „Nähstübchen" stammten auch diesmal die Kostüme der geradezu opulenten Ausstattung, mit der ein überzeugender Rahmen für die detailgetreue Inszenierung mit ihrer historisch-aktuellen Relevanz geschaffen wurde. ERNST GÜNTHER

nach oben