2003 - Das Dschungelbuch - Presseberichte

 
Affen-Invasion im Bad Schwalbacher Kurhaus

 

„Dschungelbuch"-Premiere der Taunusbühne begeistert Kinder und Erwachsene

Von Kurier-Redakteur Martin Schirling

Zum großen Finale sangen nicht nur die Akteure auf der Bühne. Auch das Publikum im ausverkauften Kurhaus ließ es sich nicht nehmen, nach dem letzten Vorhang gemeinsam mit den Schauspielern lautstark in den Baloo-Song „Versuchs mal mit Gemütlichkeit" einzustimmen. Zum langen Applaus war dies eine Verbeugung des Premieren-Publikums vor der Leistung der Taunusbühne, die mit dem Dschungelbuch eine grandiose Aufführung auf die Bühne brachte.
Dabei schaffte es die Taunusbühne in gewohnter Qualität, sowohl Kinder als auch Erwachsene gleichermaßen zu unterhalten. Eine weltbekannte Geschichte wurde so mit eigenen Elementen bereichert, dass die bekannte Handlung klar erkennbar, aber dennoch für manche Überraschung gut war. Doch damit nicht genug. Der musikalische Leiter Michael Kropp hatte nicht nur die Lieder aus dem Walt-Disney-Film aufpoliert, sondern auch eigene Stücke hinzugefügt. Mit sanfter Stimme stimmte so zum Beispiel der Panter Bagheera (Uwe Hangen) die Zuschauer auf die Geschichte des kleinen Mowgli (Philipp Hofmann) ein, der vom Tiger Shere Khan (Michael Klatte) aus dem Dschungel zu den Menschen vertrieben wird.

2003 - Das Dschungelbuch
Die Geier treffen auf Mowgli
2003 - Das Dschungelbuch
Die Geier treffen auf Mowgli

Gewohnt perfekt auch Bühnenbild und Kostüme. Besonders gelungen zeigte sich da die Schlange Kaa. In geschmeidigen Bewegungen schlang Verena Scholz mit leisen Zischlauten den meterlangen Schwanz um ihre Opfer. Besonders stark wird das Dschungelbuch immer dann, wenn viele Akteure auf der Bühne stehen. Wenn der Affenkönig King Louis (Boris Manteufel) zusammen mit dem als Affen verkleideten Bären Baloo in einer Horde von 13 Affenkindern tanzt, die Elefanten-Patrouille unter dem Befehl von Oberst Hathi (Roland Glatzer) quer durchs Kurhaus stapft oder die gelangweilten Geier Mowgli ihre Hilfe im Kampf gegen den bösen Shere Khan anbieten. Michael Klatte spielte den gefährlichen Tiger übrigens dermaßen überzeugend, dass so manches Schluchzen, insbesondere von kleineren Kindern, zu hören war. Auch wenn das Dschungelbuch der Taunusbühne eine grandiose Veranstaltung für die gesamte Familie ist, Kleinkinder sind damit überfordert.

Karten gibt es nur noch für eine Sondervorstellung am 20. Dezember, 15 Uhr, im Kurhaus Bad Schwalbach. Karten zu 5,50 (Kinder) und 6,50 Euro (Erwachsene) gibt's bei Pin Dop, Adolfstraße 70, Bad Schwalbach, Telefon 06124 / 3961, und dem Merlin Kinderladen Bleidenstadt, Adolfstra¬ße 38, 06128 / 944190. - www.taunusbuehne.de

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Komische Abenteuer vor Urwald Kulisse

 

Dschungelbuch feierte im Kurhaus Bad Schwalbach Premiere / Phantasievolle Kostüme

ier. BAD SCHWALBACH - Üppiges Dschungelgrün wuchert auf der Kurhausbühne und bildet mit einer heimeligen Wolfshöhle, einer geheimnisvollen Ruinenstätte und dem mächtigen Geierreisen die Kulisse für das „Dschungelbuch", das die Taunusbühne in diesem Jahr als Weihnachtsmärchen in der Bearbeitung von Jürgen Peter nach Rudyard Kipling einstudiert hat.

Schon vor Beginn der Premieren-Aufführung wogte am Samstag urwaldartiges Stimmengewirr durch den ausverkauften Kurhaussaal, denn viele Kinder mussten ihre Erwartungsspannung artikulieren. Das blieb auch so während des Handlungsablaufs. Die Kleinen und viele Erwachsene ebenso drückten lebhaft Mitfreuen und Mitleiden aus, ganz im Sinne der Darsteller, die mitunter ihr Publikum mit einbezogen.

Spannungsvoll war das Bühnengeschehen, phantasievoll waren die Kostüme in zauberhafter Detailausstattung von Brigitte Rost und dem Nähstübchen, „artidentisch" die „charakterträchtigen" Tiergesichtsmasken von Verena Scholz, Siggi Soukup und dem Team Schmincktöpfchen. 40 Darsteller, darunter ein dreijähriger „Wölfswelpe" spielten mit beim Abenteuer des Menschenjungen Mowgli nach der Textbearbeitung von Oliver Gärtner und Gudrun Dauth, die gemeinsam mit Brigitte Müller auch Regie führte.

Enormes Einfühlungsvermögen in menschlich-tierische Charakterzüge, Wortwitz, Alltags- und Situationskomik im Aufeinandertreffen von Freund und Feind zeichneten Regieführung und deren schauspielerische Ausführung im Sprech-Sing-Stück aus. Selbst kleine Nebenrollen werden leidenschaftlich ausgespielt und steigern somit Erheiterung und Ergriffenheit im Wechselbad der Gefühle von Jung und Alt im Zuschauerparkett. Dass sich mit Mowgli wohl jedes Kind identifiziert, liegt nicht nur an der Sympathieträger-Rolle, sondern auch an der schauspielerischen Leistung von Philipp Hofmann.

In einer weiteren Hauptrolle beeindruckt in hinreißender Rollenidentität vor allem Felsenpython Kaa (Verena Scholz) in prachtvoll gezeichnetem Schuppenkörper-Kostüm und listigem Schlangengesicht in sanftmütigem Anschein, doch hypnotisierender Absicht. Auch Bär Baloo (Joachim Tölg) und Panther Bagheera (Uwe Hangen), Wolfsmutter (Andrea Just) und Wolfsvater (Holger Schön) mit ihren vier Welpen bestätigen ihre Rolleninhalte und somit Freundschaft und Hilfsbereitschaft in bezwingender Überzeugung.

2003 - Das Dschungelbuch
Mowgli mit Bagheera in der Wolfsfamilie
2003 - Das Dschungelbuch
Mowgli mit Bagheera in der Wolfsfamilie

Zuneigung und Schutz von all seinen Freunden bewahren Mowgli dennoch nicht vor Gefahr, zumal er manchmal aus Trotz und einem „ihr-versteht-mich-nicht"-Gefühl heraus sich selbst in Gefahr begibt. Er haut einfach ab, will es den anderen zeigen und ganz allein über sich entscheiden. Unterwegs trifft er auf eine Elefantenherde, die unter Oberst Hathi, dem Bullen-Boss (Roland Glatzer) im Gleichschritt durch den Dschungel patrouilliert. Die meinen es gut mit ihm. Auch die 14-köpfige Affenschar mag Mowgli. Dem wiederum gefällt deren immer währendes Spielen, Springen, Futtern und Brüllen, bis er merkt, dass ihm das nicht wirklich zum Bleiben genügt. So wandert er weiter, immer heimlich oder offensichtlich belauscht und belauert von seinem Feind, dem Tiger Shere Khan. Der lechzt danach, Mowgli zu verschlingen, denn er hasst Menschen im Gegensatz zu den anderen Tieren, die ihn als Menschenjunge akzeptieren und sich an das Dschungelgesetz halten.

Der König des Dschungels (Michael Klatte) verbreitet Schrecken mit furchterregenden Gebärden und Drohungen, sogar bei den Kindern im Kurhaussaal, die von Müttern und Vätern getröstet und daraufhin gewiesen werden, dass alles nur ein Spiel ist. Vier Geier bieten Mowgli ihre Freundschaft an, doch verteidigen muss er sich selbst gegen den gierigen Tiger. Mit Feuer gelingt dies dem tapferen Jungen, der dann ebenso mutig eine Entscheidung trifft. Er geht mit dem Wasser holenden Menschenmädchen (Carolin Küthe) zurück zu den Menschen. „Dahin, wo er hingehört", sagt der Panther in einer Mischung von Trauer und Freude.

Zum großen Schlussauftritt singen alle Mitwirkenden a capella das in einer Szene zuvor von Baloo solistisch gesungene Lied „Probier's mal mit Gemütlichkeit". Diese musikalische Aufforderung und weitere Gesangseinlagen von Tiersolisten und Tierensembles unter der musikalischen Leitung von Michael Kropp und Tontechniker Oliver Gärtner gefielen offenkundig den Zuhörern so gut, dass etliche spontan mitsangen. Begeisterter Beifall im Stehen dankte den Schauspielern für Leistung und Leidenschaft beim Spielen und die gelungene Balance im Spannungsfeld zwischen Komik und Dramatik.

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