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27.04.2009 | Märchen

Pressebericht zu Rabatz im Zauberwald

Rabatz im Zauberwald 2008

Vereint gegen die bösen Märchengegner 
30 Darsteller tragen zur gelungenen Premiere des Weihnachtsmärchens im Kurhaus bei

Aar Bote vom 24.11.2008

BAD SCHWALBACH In ihrem diesjährigen Weihnachtsmärchen vereint die Taunus-Bühne 14 bekannt-beliebte Märchen in einem Handlungsablauf voller abenteuerlicher Spannung und in märchenhaftem Zauber im prächtigen Rahmenambiente des Kurhauses. 

Von Irmgard Reichel

Da böse Mächte Märchen abschaffen wollen, weil der gehässige Schwarze Zauberer neidisch ist auf die fantasievolle Magie der zaubermächtigen Märchen, entwickelt sich der "Rabatz im Zauberwald" mit Gegenmaßnahmen etlicher bewunderter und geliebter Märchenfiguren. So kommt erst mal alles ganz anders, als vom Handlungsablauf gewohnt.

Auch die Begrüßung durch die beiden Vorsitzenden der Taunusbühne, Brigitte Müller und Andreas Roskos, ist erwähnenswert unüblich, bevor Hänsel und Gretel in märchenvertrauter Kleidung erschöpft die Bühne betreten und am Lebkuchenhaus der Hexe knuspern. Deren Auftritt, von gut gespielter Falschheit gefüllt, kommt sehr überzeugend, zumal sie "richtig schön hexisch aussieht", wie der neunjährige Lukas in der Pause strahlend bekennt.

Alles scheint zunächst in bester Märchenordnung. Doch dann vereinnahmen vier raffgierige Ratten die Szene (Maik Wendel, Christian Müller, Mathias Brunner, Ulrich Müller). Selbstbewusst rocken sie zum live gesungenen Rattensong und rauben die Lebkuchen. Enttäuscht ist die Hexe, entsetzt sind einige kleine Kinder im Parkett.

Rabatz im Zauberwald 2008
Die Märchenpolizei hat den schwarzen Zauberer (vorne, Oliver Gärtner) zur Strecke gebracht.
Hinten von links: Miesje Soukup, Gabi Busch, Samy Soukup, Lisa Scholz.
Foto: Andreas Roskos

Da naht Rotkäppchen, als sei es soeben leibhaftig dem Märchen entstiegen. Die Ratten, Auftragsklauer des Schwarzen Zauberers, rauben ihr rotes Käppchen, und in der Folge setzen sie ihr Treiben fort. Sie mausen und mopsen, klauen und klemmen in charakteristischer Individualität und durchaus nicht ganz unsympathisch.

Manches spielt sich hinterrücks ab, nicht auf der Bühne sichtbar. Allerdings bewegt sich durch den Mittelgang des Kurhauses eine gar traurige Schar geschädigter Märchenfiguren. Frau Holle ohne Schüttelkissen, der Rattenfänger von Hameln ohne Flöte. Dem Dornröschen kam die Spindel abhanden, den sieben Zwergen ihr Bergwerk-Werkzeug, Aladins Teppich geriet ebenso in die Fänge der Ratten wie die Erbse der Prinzessin. Und die wollte sich auf keinen Fall mit einer Bohne begnügen. Naja, Andersen sicher auch nicht. Alle wollten ihr Zugehöriges zurück, denn ohne ihre Wahrzeichen oder Rollenrequisiten können ja die Märchen nicht bestehen.

Und Pinocchio wäre nie entstanden ohne das Schnitzmesser seines Vaters. So wurde dann von einigen besonders eifrigen Märchenfiguren die Märchenpolizei gebildet (Alina Hangen, Miesje Soukop, Gabi Busch, Lisa Scholz, Markus Krumpholz). Sich selbst Mut machend, beschworen sie singend den "Rabatz im Zauberwald".

Dass Singen einen hohen Stellenwert hat in der Musical-Aufführung der Taunusbühne, ist den vielen stimmlichen Begabungen jugendlicher und erwachsener Darsteller zu verdanken und nicht zuletzt auch dem Musiker und Komponisten Michael Kropp. Er ist langjähriges Mitglied der Taunusbühne, kennt alle Schauspieler und war bei der Rollenbesprechung mit dabei. Nachdem feststand, wer was spielt und singt, "habe ich individuell nur für unsere Aufführung die Musik geschrieben". Rock und Pop sind seine bevorzugten Musik-Genres. Die standen auch Pate bei einigen Kompositionen, die von allen kleinen und großen Bühnensängern großartig und mitreißend umgesetzt wurden. Was oben auf der Bühne gesungen und getanzt wird, erschließt sich auch unten im Parkett.

Viele kleine Schultern und Füße wippen im Rhythmus mit. Bedrohlich klingt dann allerdings in stimmgewaltiger Größe des Schwarzen Zauberers Gesang (Oliver Gärtner). Er liebe das Böse und werde es den "Märchenwesen heimzahlen". Sein Gegenpart, Rollum der Weise (Günter Soukop), hilft mit Rat, Tat und Gesang in schöner Klangfülle einiger Oldie- und Ohrwürmer-Passagen. Doch muss die Märchenpolizei noch viele Abenteuer bestehen. Dass sich dabei die Hexe als Helferin erweist, die nicht mehr nur egoistisch ihre eigenes Ziel im Sinn hat, ist nicht nur verwunderlich sondern auch wunderbar.

Bis zum Schluss des Gedanken und Gemüt bewegenden Musicals von Wolfgang Barth werden Spannungen und feine Abstufungen ausgespielt. Zur Riesenfreude der ganz kleinen, beinahe schon großen und der erwachsenen Zuschauer und Zuhörer. Auch Premierengast Schwalbenkönigin Marianna-Adriana ist begeistert, auch darüber "dass soviel und so toll gesungen wird". Die siebenjährige Tina mochte am liebsten, "wie die Ratten tanzen", und der achtjährigen Lea gefiel alles "und die Kostüme auch". Die waren fürwahr bezaubernd und rollen-identisch. Auch die Schminkmasken und Bühnenbilder ließen keine Wünsche offen.

So waren beim Schlussbild mit den über 30 Darstellern, darunter 20 Kinder und Jugendliche die Freude auf der Bühne und im Parkett wohl deckungsgleich intensiv und drückte sich durch begeisterten Beifall aus. Der galt auch den unsichtbaren Hinterkulissen-Helfern und Handwerkern, dem Komponisten Kropp und dem Regieteam Gudrun Dauth, Marit Wienzek und Antje Eschenauer.