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1978 - 'Was ihr wollt'

Tollheit einer Mittsommernacht

Shakespeares „Was ihr wollt"

Shakespeare in der Burgkulisse. Jeder Stein und jede Wölbung in der Felswand wird zu neuem Leben erweckt, längst vergessene Höhlengänge werden zu Kerkerzellen und hoch oben von den Zinnen ergießt sich königliche Würde in überdimensionalen Stoffbahnen in Lila und Purpur über das Gemäuer. Die „Mitsommernachtstollheit", wie Shakespeare selbst seine Komödie „Was ihr wollt" aus dem Munde des schönen, aber völlig überkandidelten Junkers von Bleichenwang bezeichnen läßt, kann also keinen besseren Schauplatz finden, um in ihrer farbenfreudigen Märchenhaftigkeit wie ein nächtlicher Zauberspuk den Zuschauer ins lustvoll-sinnliche Mittelalter zu entführen. Das Premierenpublikum spendete einen Szenenapplaus nach dem anderen für das hinreißende und engagierte Theaterspiel, das die Taunusbühne Bad Schwalbach e. V. sich für die Burgspiele Hohenstein '78 ausgedacht hat und bis Mitte Juli jeden Freitag- und Samstagabend wiederholen wird.

Hier von Laientheater zu sprechen, wäre — nach 15jähriger Erfahrung auf der Burg, nach fast 30jährigem Bestehen der Taunusbühne und vor allem mit Profi-Regisseuren wie Edith Piel-Großmann und Reinhard Schiele an der Spitze — einfach eine Untertreibung.

1978 - Was ihr wollt - ERFOLGREICH wurden die Burgspiele Hohenstein 1978 mit einer Aufführung der Taunusbühne Bad Schwalbach eröffnet. Deren Leiter Karl-Heinz Degenhardt konnte in der reizvollen historischen Kulisse zahlreiche Besucher begrüßen, die zu der Premiere des Shakespeare-Lustspiels „Dreikönigsnacht oder Was ihr wollt" gekommen waren. Unser Bild zeigt das Ensemble in dem Burggemäuer, das in die Bühne einbezogen wird. eg/Kü-Foto
1978 - Was ihr wollt - ERFOLGREICH wurden die Burgspiele Hohenstein 1978
mit einer Aufführung der Taunusbühne Bad Schwalbach eröffnet. Deren Leiter
Karl-Heinz Degenhardt konnte in der reizvollen historischen Kulisse zahlreiche
Besucher begrüßen, die zu der Premiere des Shakespeare-Lustspiels
„Dreikönigsnacht oder Was ihr wollt" gekommen waren. Unser Bild zeigt das Ensemble
in dem Burggemäuer, das in die Bühne einbezogen wird. eg/Kü-Foto

Die lustige Verwechslungsgeschichte der gräflichen Zwillinge beginnt also mit der Bergung der schönen Viola (Dagmar Stoltenow) aus den Fluten vor der Küste Illyriens, die sich alsobald, als Junker Cesario verkleidet, in die Dienste des von ihr angebeteten Herzogs Orsino (Karl-Heinz Krusen) begibt. Dieser liebt aber die stolze Gräfin Olivia (Marianne Kraus) und sendet nun Cesario als Liebesboten zu ihr, in den sich Olivia auch prompt verliebt. Das Durcheinander wird perfekt, als der ebenfalls gerettete Bruder, Sebastian (Werner Aurin), bei der verliebten Gräfin auftaucht und den Bund der Ehe mit ihr schließt, denn sie hält ihn ja für Cesario. Daß Viola-Cesario am Ende ihren Herzog bekommt, versteht sich. Was dazwischen aber an Possenspiel, an Witz und Ironie von dem höfischen Narrenvolk und den übermütigen Bediensteten angestellt wird, das geht auf keine Kuhhaut.

Immer mit kundiger Hand geführt kommen schönste theatralische Momente zustande. Allein die Mimik des bleichen „Herrn Andreas" ist ein köstlicher Genuß. Der 18jährige Andreas Baesler, schon jetzt ein Erzkomödiant, will ja auch Schauspieler werden. In durchdachten buntschillernden Clownerien schleudert auch Reinhard Schiele mit Shakespeareschen Weisheiten um sich. Großartig der Puritaner Malvolio von Michael Klees. Süß-verschmitzt das Kammerfräulein Maria von Gudrun Pfeiffer. Noch viele Namen wären zu nennen, nicht zuletzt die der begabten Kostüm- und Maskenbildner, die jede Szene zu einem Gemälde werden lassen, und dann noch die Musik von Klaus Oesterreicher, der auf seiner 19saitigen Renaissance-Laute originale mittelalterliche Klänge dazugibt. HANNA WEINREICH

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